Im tschechischen Kino gibt es nur wenige Filme, die die Essenz einer vergangenen Ära mit so viel Witz und Melancholie einfangen wie Jiří Menzels „Das Ende alter Zeiten“. Dieser Film basiert auf dem Roman von Vladislav Vančura, ist jetzt wunderschön restauriert und auf Blu-Ray mit englischen Untertiteln erhältlich und ein Zeugnis der wechselnden Gezeiten der Geschichte und des anhaltenden Charmes des Geschichtenerzählens.
Das Ende alter Zeiten: Ein filmisches Juwel in neuem Glanz
„Das Ende alter Zeiten“ spielt in den frühen Jahren der unabhängigen Tschechoslowakischen Republik und bietet einen Einblick in eine Welt, in der die Überreste des Adels und der Aufstieg der Neureichen miteinander verschmelzen. Die Geschichte spielt sich in der prachtvollen Kulisse des Schlosses Kratochvíle ab, wo sich die Erzählung um die rätselhafte Figur des „Fürsten“ Alexej Megalrogov dreht. Seine Ankunft in der Residenz des Regenten Stoklasa löst eine Reihe von Ereignissen aus, die die Romantik der alten Welt mit der harten Realität der neuen Welt vermischen. Menzels Film ist ein meisterhaftes Gewebe aus Fäden voller Humor und Wehmut. Er porträtiert geschickt die Gegenüberstellung der sozialen Klassen und die skurrilen Charakteristika, die sie definieren. Die Darstellung von Charakteren, die nicht im Einklang mit ihrer Zeit stehen, dient als umfassende Metapher für die gesellschaftlichen Veränderungen dieser Ära. Die schauspielerischen Leistungen in „Das Ende der alten Zeiten“ sind bemerkenswert. Josef Abrhám, Marian Labuda, Rudolf Hrusinsky und Jaromir Hanzlik liefern überzeugende Darstellungen. Ihre Darbietungen, gepaart mit Menzels Regiegeschick und Jaromir Šofrs eindrucksvoller Kameraführung, ergeben einen Film, der visuell ebenso atemberaubend wie erzählerisch fesselnd ist. Als Reflexion über eine Ära, die von Nostalgie und Verlustgefühl geprägt war, befasst sich „Das Ende alter Zeiten“ mit Themen, die über seinen historischen Hintergrund hinausgehen. Der Film fängt das Ende einer Ära in der Tschechoslowakei ein, die durch den allmählichen Niedergang des spätkommunistischen Kinos zwischen 1988/89 und 1991/93 gekennzeichnet war. In dieser Zeit kam es zum Abbau etablierter Institutionen und zu einem Rückgang der allgemeinen Qualität der Filmproduktion. Neben seinem erzählerischen und thematischen Reichtum ist der Film auch für seine sprachliche Struktur bemerkenswert. Das im Film verwendete charakteristische Vančurovská-Tschechisch verleiht dem Film eine Ebene der Authentizität und Tiefe und lässt das Publikum noch tiefer in die dargestellte Zeit eintauchen. Eine interessante Anekdote vom Set betrifft Josef Abrháms Sohn, Josef Abrhám Jr., der als Kind spielerisch ein Stück historischer Rüstung anzog und für einen Moment verschwand, nur um dann mit einem Helm voller ausländischer Währung zurückzukehren, was die Touristen amüsierte und für einen heiteren Moment während der Produktion des Films sorgte. „Das Ende alter Zeiten“ ist eine ergreifende Reflexion eines der lyrischsten und tiefsinnigsten Regisseure der Tschechoslowakei. Es ist nicht nur ein Film, sondern ein historisches Artefakt, das Einblicke in eine Zeit des Übergangs und die universelle menschliche Erfahrung des Wandels bietet. Diese restaurierte Version ermöglicht es dem heutigen Publikum, diesen Klassiker wiederzuentdecken und zu schätzen, und sichert ihm so seinen Platz in den Annalen der Filmgeschichte.