Im tschechoslowakischen Kino nimmt der Film „Die Straße singt“ (Ulice zpívá) aus dem Jahr 1939 als einzigartiges und faszinierendes Werk einen besonderen Platz ein. Unter der Regie des legendären Vlasta Burian, der neben Čeněk Šlégl und Ladislav Brom auch die Hauptrollen spielte, demonstriert dieser Film das komödiantische Können und die Regiefähigkeiten Burians, der oft als König der tschechischen Komiker gefeiert wird. Der Film basiert auf einem Theaterstück von Paul Schurek, die Kameraarbeit übernahm Jaroslav Tuzar, die Musik stammt von Josef Dobeš und Jan Seehák, wodurch ein reichhaltiges Spektrum visueller und akustischer Erzählkunst entsteht.
Die Handlung des Films dreht sich um zwei Zirkusclowns, gespielt von Vlasta Burian und Jaroslav Marvan, die ein verlassenes Kind adoptieren. Trotz ihres anfänglichen Erfolgs im Zirkus zwingen sie die Umstände dazu, sich als Straßenmusiker durchzuschlagen. Das Kind, das unter ihrer Obhut aufwächst, bleibt seinen Adoptiveltern treu, auch wenn es mit den Herausforderungen des Erwachsenenlebens konfrontiert wird. Die Geschichte nimmt eine Wendung, als es mit der Liebe und einer gestohlenen Beute ringt, die ihnen zufällig in den Schoß fällt. Diese Mischung aus Humor und Sentimentalität schafft einen Film, der zwar als eines von Burians schwächeren Werken gilt, aber dennoch einen gewissen Charme besitzt.
„Die Straße singt“ besticht durch seine Starbesetzung. Vlasta Burian und Jaroslav Marvan liefern fesselnde Darbietungen als die Clowns Silvanea und Revelli. Ihre Chemie auf der Leinwand erweckt die berührende und zugleich komödiantische Verbindung zwischen den beiden Charakteren zum Leben. Die Nebendarsteller, darunter Antonín Novotný, Eva Matoušková und Marie Glázrová, verleihen der Erzählung Tiefe. Besonders Glázrová glänzt in ihrer Rolle als Lory Brandlová, der Haushälterin der Clowns, die ihnen mit mütterlichem Beschützerinstinkt zur Seite steht. Trotz der heiteren Herangehensweise des Films scheut er sich nicht, tiefere Themen zu ergründen. Die Darstellung der Kämpfe der Clowns und ihrer Beziehung zu dem adoptierten Kind spiegelt umfassendere menschliche Erfahrungen von Liebe, Loyalität und Überleben wider. Der Humor, der zwar scharf und manchmal bissig ist, wird durch Momente echter Zärtlichkeit ausgeglichen, was den Film zu einem ergreifenden Spiegel seiner Zeit macht.
Allerdings ist „Die Straße singt“ nicht ohne Mängel. Einige Kritiker weisen auf die sentimentalen Untertöne des Films und die gelegentliche Ungleichmäßigkeit der Darstellung hin, insbesondere bei Antonín Novotnýs Figur Franci. Diese Unzulänglichkeiten überschatten jedoch nicht die Gesamtwirkung des Films. Vielmehr verleihen sie ihm seinen einzigartigen Charakter und machen ihn zu einem denkwürdigen Stück tschechoslowakischer Filmgeschichte.
„Die Straße singt“ ist ein Film, der aufgrund seines künstlerischen Werts und seiner historischen Bedeutung Anerkennung verdient. Er ist ein wunderbares Beispiel für Vlasta Burians komödiantisches Genie und ein Beleg für die anhaltende Anziehungskraft des klassischen tschechischen Kinos. Wer das reiche Erbe des tschechoslowakischen Films erkunden möchte, findet in diesem Film eine charmante und aufschlussreiche Reise in eine vergangene Ära.