Koule – příběh vrhačky – Drábek David (2011)

Hörspiele provozieren normalerweise keine Skandale. Drábeks „Ball“ hingegen erregte bereits vor seiner Premiere (am 25. Januar 2011 auf ČRo 3 – Vltava, Regie: Aleš Vrzák) Aufsehen und löste anschließend einen regelrechten Medienstreit aus. Das Stück berührt die jüngste Vergangenheit, mit der wir uns noch immer nicht auseinandersetzen können. Es ist das fiktive Porträt der alternden tschechoslowakischen Athletin Milena, die alles für ihre Liebe zum Sport opferte: Der Staat verordnete ihr Doping, raubte ihr die Privatsphäre, bestimmte ihre Freunde, entschied über ihre Teilnahme an internationalen Wettkämpfen und über ihre Möglichkeiten, eine Familie zu gründen. Es ist nebensächlich, an wen oder was die realen Umstände erinnern mögen. Einerseits ist Drábeks Stück nicht wörtlich zu nehmen, andererseits muss man es als Ganzes betrachten, um es zu verstehen. Milenas Geständnis ist als Radiointerview mit Auszügen formuliert und vor dem Hintergrund einer regulären Sendung angesiedelt. Der Text verspottet die Massen im Radio, den Kitsch mancher Sendungen, die Unsicherheiten ihrer Macher, das Niveau der Anrufer, die Nostalgie für den Sozialismus und die wirren Ausdrücke. Ein solches Gesellschaftsbild ist in der Tat wenig schmeichelhaft. Milena selbst wird als tragikomische Figur dargestellt. Die Autorin zeigt sie als Opfer, das sich seiner Mitschuld nicht bewusst ist, und als Person, die das Bedürfnis hat…