Pod Minerviným štítem: Kapitoly o rakouském umění ve století osvícenství a jeho vztahu ke Království českému – Preiss Pavel (2007)

Kapitel zur österreichischen Kunst der Aufklärung und ihrer Beziehung zum Königreich Böhmen. Im Habsburgerreich, das in älteren Traditionen verwurzelt war, gab es eine eigenständigere künstlerische Strömung als in jenen Ländern, die sich von den von den offiziellen akademischen Institutionen der kaiserlichen Metropole geprägten Kunstformen abhängig machten. Obwohl einige Gebiete und Orte in Böhmen davon beeinflusst wurden, blieb die Eigenständigkeit Böhmens stärker ausgeprägt. Bedeutende Persönlichkeiten drangen von Wien nach Böhmen vor – wie J. M. Rottmayr (uneingeschränkt im Dienste der Thuns), die ursprünglich aus Ostböhmen stammenden Wiener Maler J. W. Bergl und F. Wagenschön, die hier eine besonders faszinierende Stellung einnehmen – und das Werk von F. K. Palk, einem Absolventen der Wiener Akademie, das sich in Böhmen und Sachsen vollends entfaltete. Die Gemälde von Palks Zeitgenossen und künstlerischen Weggefährten F. A. Maulbertsch wurden hingegen selten für Kirchen in Böhmen in Auftrag gegeben. So konnte sich dieser Großmeister der österreichischen Malerei des 18. Jahrhunderts erst ganz am Ende seines Lebens in Prag, im Kloster Strahov, mit einer Wiederaufnahme des für das Kloster in Louka, Mähren, geschaffenen Bibliotheksprogramms präsentieren. Das vom Prager Künstlerkreis geprägte Umfeld war, anders als in Mähren, Maulbertschs Ideen gegenüber bis zu einem gewissen Grad resistent.