Šeptej nahlas - Český Shoegaze Mezi Východem a Západem – Hroch Miloš (2025)

Die Bands wandten sich vom Publikum ab, die Blicke gesenkt auf ihre Füße und das Gewirr von Gitarrenpedalen auf dem Boden. Ätherischer Gesang ging im Gitarrenlärm unter. So sah die neue Welle des Independent-Rock Anfang der 90er-Jahre aus, die die britische Presse als Shoegaze bezeichnete.

Selbst im postrevolutionären Tschechien entstand eine unabhängige Szene: Bands wie Toyen, Ecstasy of St. Theresa, Here, Naked Souls und Sebastians waren meilenweit von allem entfernt, was bis dahin musikalisch angesagt war. Britische Musikjournalisten waren neugierig, was in dem ehemaligen sozialistischen Land gespielt wurde. Toyen trat schon bald im New Yorker Club CBGB auf, Here und Naked Souls wurden von BBC und MTV präsentiert, und Ecstasy of St. Theresa war die erste tschechische Band, die einen Plattenvertrag mit einem ausländischen Label unterzeichnete. Tschechische Bands prägten so den globalen Shoegaze-Sound und lieferten den Soundtrack für die turbulente Zeit nach der Samtenen Revolution. Miloš Hrochs journalistischer Blick in diese Musikszene stützt sich auf Zeitzeugenberichte und nimmt die Leser mit zu Hörabenden in Kulturzentren und Clubs wie dem Bunkr oder dem Rock Café sowie in Rundfunk- und Tonstudios. Die einzigartige Geschichte von Bands, deren Karrieren erloschen, bevor sie richtig beginnen konnten, ist zugleich eine Geschichte von Transformation und neu gewonnener Freiheit.