Česká hudba – Reittererová Vlasta (2024)

Der Autor beginnt seine Reise durch die Musikgeschichte im 18. Jahrhundert, der letzten Epoche, in der Musik und ihre Schöpfer unter der Schirmherrschaft des Adels standen. Die Entstehung der sogenannten nationalen Musikschulen fällt mit der nationalen Emanzipation des folgenden Jahrhunderts zusammen, der Ära der bürgerlichen Salons, aber auch neuer, national geprägter Kulturinstitutionen. Bis heute feiern wir große tschechische Errungenschaften wie die Gründung des Konservatoriums, des Nationaltheaters oder der Tschechischen Philharmonie, doch unterschätzen wir nach wie vor den Einfluss des nationalen Schmelztiegels und des ethnischen Wettbewerbs innerhalb der Grenzen der Tschechischen Krone auf die erstaunliche Entwicklung der tschechischen Musik. Aus diesem fruchtbaren Boden gingen im 19. und 20. Jahrhundert mehrere große Musikergenerationen hervor. Die Musik konnte auf eine funktionierende Infrastruktur wie Theater, Konzerthäuser oder Kabaretts zurückgreifen, und Musikwissenschaft und Pädagogik entwickelten sich.

Doch auch die tschechische Musik hat ihre Schattenseiten. Seit den Tagen des altmodischen Prager Mozartismus vor zweihundert Jahren prallen progressive Tendenzen auf den Traditionalismus. Während der Protektorats- und der sozialistischen Ära war sie kulturellen und politischen Zwängen ausgesetzt. Vielleicht liegt es gerade an diesen inneren Widersprüchen, dass die tschechische Musik so vielfältig und international anerkannt ist.