Dva – Saudek Jan (2017)

Jan Saudeks Prosaerzählung von 1935 ist im Grunde ein altes und zugleich neues Werk. In der Kurzprosa greift der Autor Themen auf, die er bereits in seinen früheren Werken intensiv erforscht hat: Liebe in all ihren Facetten, eine verblassende Kindheit, der nahende Tod. Realität und Traum befinden sich im selben Boot. Erfahrung, durchdrungen von Fiktion. Fiktion, belebt vom Leben. All dies ist stilisiert mit einer gewissen Nostalgie, wie handgeschriebene Briefe, Tagebucheinträge, Bekenntnisse, Eingeständnisse, Anerkennungen. Einer der bedeutendsten tschechischen Fotografen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist in seiner Literatur im Wesentlichen derselbe wie in seinem künstlerischen Ausdruck: grandios, übertrieben, brutal explizit – aber auch sensibel, bisweilen melancholisch, und öffnet auf natürliche Weise Fenster zu den metaphysischen Dimensionen der Wirklichkeit. Die Titel seiner früheren fiktionalen Werke sowie seiner ersten künstlerischen Monografien korrespondieren hervorragend mit der Poetik seiner neuen Prosa: Das Theater des Lebens (1980), Leben, Liebe, Tod und andere solche Trivialitäten (1994), Single, verheiratet, geschieden, verwitwet (2000), Nachtstraßenbahn (2008) und Jan Saudek auf der Flucht (2009).