Straka na šibenici – Petr Daniel (2015)

Das eigene Leben zu verstehen und sich selbst zu finden, bedeutet nicht zwangsläufig Sieg. Man denke an Pieter Bruegels Gemälde „Die Elster am Galgen“. Ein Kind sieht vor allem einen Vogel auf einer seltsamen Schaukel, während ein Erwachsener die Elster völlig übersieht, da der Galgen im Mittelpunkt seiner Aufmerksamkeit steht. Der Held des Romans lebt mit seinem alkoholkranken Vater in einem heruntergekommenen Haus am Rande einer nordböhmischen Provinz. Obwohl er aufgrund seiner Intelligenz lesen lernt, bevor seine Altersgenossen überhaupt die Schule besuchen, bleibt er in einer fast mittelalterlichen Unwissenheit gefangen, die von Geistern und Dämonen geprägt ist und durch die verzerrten Erziehungsvorstellungen seines Vaters geformt wurde. Seit seiner Kindheit begleitet ihn Bruegels Gemälde und taucht in verschiedenen Situationen wie eine zu entschlüsselnde Chiffre wieder auf. Als Erwachsener verlässt er seine Frau und seine neugeborene Tochter und entgeht nur knapp einer Haftstrafe wegen Steuerhinterziehung. Wie sein Vater verbringt er ganze Tage betrunken auf dem Sofa, und das Einzige, was ihn interessiert, ist der Grund für das Verschwinden seiner Mutter vor langer Zeit. Schließlich kehrt er in das Dorf zurück, in dem er seine Kindheit verbracht hat, und erkennt durch eine seltsame Begegnung, dass die Suche nach sich selbst Opfer erfordert.