Případ Václava Talicha. K problému národní očisty a českého heroismu – Křesťan Jiří (2014)

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Dirigent Václav Talich der Kollaboration beschuldigt. Minister Zdeněk Nejedlý wird oft als dessen Mentor genannt. Die Publikation hebt die guten Beziehungen zwischen den beiden in der Zwischenkriegszeit hervor. Talich war Mitglied der Sozialdemokratischen Partei und pflegte einen Freundeskreis mit eher linksgerichteten Persönlichkeiten. 1935 kam es zu einem Interessenkonflikt zwischen den beiden, als Nejedlý sich erfolglos gegen Talichs Kandidatur für die Opernleitung am Nationaltheater für den Komponisten O. Jeremiáš aussprach. Während der sogenannten Zweiten Republik verteidigten sowohl Nejedlý als auch Talich gleichermaßen die nationalen Kulturwerte. Der Autor zeichnet akribisch die Dilemmata nach, mit denen Talich während der Besatzung konfrontiert war, und scheut sich nicht, problematische Handlungen anzusprechen, darunter eine Rede im Gemeindehaus am 12. Juli 1942 nach dem Attentat auf Heydrich. Er korrigiert die Legenden um Talichs Verhaftung im Mai 1945 und schildert die Diskussionen um den „Fall Talich“. Talichs Verteidigung wurde von Kollaborateuren (I. Medek) sowie von Kommunisten (E. F. Burian, V. Nezval, P. Kočí, später J. Taufer und L. Čivrný) unterstützt. Einige von Nejedlýs Studenten (K. B. Jirák, J. Hutter) zeigten Verständnis, während andere (M. Očadlík, A. J. Patzaková) ihn angriffen. Nejedlý und andere Politiker (E. Beneš, J. Masaryk, A. Zápotocký) hielten an ihrer Position fest…