Dvě tváře - Soukromý život osvětimských vrahů – Majewska-Brown Nina (2021)

Ihr warmes, blitzblankes Haus bildet einen unglaublichen Kontrast zu dem Ort, an dem ich wohne, wo ich weiterhin schlafe. Ich kann es nicht fassen, dass unsere Welten nur durch wenige Meter Stacheldraht getrennt sind. Ich kann dem Schicksal nicht verzeihen, dass es mich auf die falsche Seite geführt hat. Schließlich verstehe ich so vieles nicht. Allein schon die Tatsache, dass ihr Mann, ein außerordentlich brutaler SS-Mann, der mit blutbefleckten Stiefeln nach Hause kommt, mit den Kindern spielt und seine Frau umarmt … Das Schlimmste, was ich tun muss, ist, seine Stiefel zu putzen. Voll mit Schlamm, riechen sie immer nach Tod, sie tragen ihre Spuren, sie sind auch seine Waffen. Ich sehe vor meinem inneren Auge, wie er meine Mitgefangenen tritt, ich habe es so oft gesehen. Seine Wut und seine Tritte haben mehr als einen von uns getötet. Und jetzt creme und poliere ich diese widerlichen Stiefel sorgfältig. Ich tauche meine Hand hinein und halte sie zwischen meinen Knien. Mir ist übel. Der Duft der Creme vermischt sich mit dem Ledergeruch, und mir wird klar: Wenn ich diese Hölle überlebe, werde ich nie, wirklich nie wieder Stiefel putzen. Ann, die Frau des SS-Mannes, die gerade erst nach Auschwitz gekommen ist, fühlt sich anfangs nicht wohl in ihrer neuen Umgebung. Sie hat Angst, weil sie ihren geliebten Hans noch nie so erschöpft gesehen hat.