Krysař, Loď bláznů – Veličková Helena (2025)

Zwei Novellen aus unterschiedlichen Epochen teilen ein gemeinsames Leitmotiv: den Stolz und die Arroganz derer, die glauben, stärker als das Schicksal zu sein, und ihr unglückliches Ende in den Wellen des Meeres.

„Der Rattenfänger“ folgt lose der mittelalterlichen Legende eines Mannes, der mit seiner Zauberpfeife Ratten aus Städten und Siedlungen vertreiben konnte. In dieser Novelle wird er jedoch ganz anders dargestellt als beispielsweise in Viktor Dyks berühmter Novelle „Der Rattenfänger“. Er wirkt weniger geheimnisvoll, sondern menschlich und eher positiv. Er verfolgt seine Pläne und will sie auf ehrliche Weise verwirklichen. Die Gier und Verachtung der Ratsherren, die seine Dienste in Anspruch genommen und ihn dann loswerden wollten, treiben ihn schließlich zu einer Tat, die die ganze Stadt zerstört. Die Geschichte, die an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert spielt, thematisiert nicht nur die kollektive Schuld, sondern auch das unvorhersehbare Schicksal, das die Sünden der Vorfahren – wie es in der Bibel heißt – „bis in die dritte und vierte Generation“ weiterträgt.

Das Narrenschiff, angesiedelt im späten 19. Jahrhundert, greift zwar auch ein mittelalterliches Thema auf, das oft künstlerisch verarbeitet wurde, nähert sich ihm aber auf völlig originelle Weise. Es schildert die Psychologie der „goldenen Jünglinge“, die auf Kosten ihrer wohlhabenden Eltern leben und keine anderen Ambitionen haben, als das Leben zu genießen und sich zu vergnügen. Die Reise auf dem Schiff ist ein willkommenes Abenteuer, doch Unzufriedenheit führt zu ständiger...