Šaty z igelitu – Maňák Vratislav (2011)

Die Geschichten des jungen Autors Vratislav Maňák bereichern die zeitgenössische Literatur um eine ungewöhnliche Stimme. Seine Texte beginnen meist mit ganz alltäglichen Situationen: Jiří wird entlassen und irrt auf dem Heimweg durch die Stadt, der kleine Tom erzählt von seinem Geburtstag, Jindřich sortiert die Sachen seiner verstorbenen Frau. Und dann geschieht etwas – der Leser merkt, dass die beschriebene Handlung keine gewöhnliche Schilderung oder Erzählung ist. Sie offenbart Andeutungen und Details im Text, die nahelegen, dass das Gelesene nicht die absolute Realität ist – die entscheidenden Ereignisse spielen sich irgendwo „jenseits“ ab. Maňák verzichtet jedoch auf abrupte Schlussfolgerungen und überraschende Wendungen, die den Leser plötzlich überrumpeln und alles auf den Kopf stellen. Stattdessen legt er subtil Hinweise aus, aus denen der Leser einen Weg zu dieser anderen Realität zusammensetzen kann. Man kann es aber auch umgekehrt verstehen, als Überschneidungen dieses „Jenseits“ mit unserem Alltag. So wie in der Geschichte, in der ein krankes Mädchen ihre Existenz mit der einer Jungenstatue „austauscht“. Mit seinem Stil und seiner souveränen Erzählweise zeigt Vratislav Maňák, dass hier ein Talent hervorgetreten ist, das das Potenzial hat, eine bedeutende literarische Figur zu werden.