Slezský román – Čichoň Petr (2011)

Der junge Intellektuelle Martin Klučka stammt aus Hlučínsko, lebt aber in Prag, wo er Kunstgeschichte studierte und an seiner Promotion arbeitet. Sein Leben verläuft ziellos. Obwohl er sich in Prag einsam und entwurzelt fühlt, ist eine Rückkehr in seine Heimat für ihn undenkbar. Bis zu einem gewissen Grad schämt er sich sogar seiner schlesischen Herkunft. Dennoch fühlt er sich unbewusst von der widersprüchlichen deutsch-tschechischen Nationalität und der bewegten Kriegsgeschichte dieses Teils Schlesiens angezogen. In seiner Dissertation untersucht er die Architektur des nationalsozialistischen Deutschlands, und sein Interesse führt ihn zu einem geheimnisvollen Mädchen namens Martina Lípová. Sie überzeugt ihn schließlich, sich auf Hans Kammler, den Chefarchitekten Heinrich Himmlers, zu konzentrieren. Bekannt ist, dass er sich gegen Ende des Krieges in Prag aufhielt, danach verliert sich seine Spur. Die Suche nach seinem weiteren Schicksal führt das junge Paar in so manches Abenteuer. Parallel zu dieser Handlung entfaltet sich ein Monolog Kammlers, in dem er sein Leben rekonstruiert und über sein Werk, Gewalt und Tod reflektiert. Diese beiden Ebenen werden von der Geschichte von Martins Vater, Walter Klučka, eingerahmt, der Anfang der 1990er-Jahre beruflich nach Deutschland reist. Alle drei Erzählstränge laufen schließlich in dem kleinen schlesischen Dorf Ludgeřovice zusammen…