Praha Alfonse Muchy – Boněk Jan (2014)

Wenn Alfons Mucha über den Boulevard Saint-Michel in Paris flanierte, hielten Autos an und die Menschen applaudierten ihm. Sein Atelier war um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert ein Zentrum des gesellschaftlichen Lebens. Weltberühmte Persönlichkeiten wie Sarah Bernhardt, Anatole France, Paul Gauguin und die Brüder Lumière, die Erfinder des Kinematographen, gingen dort ein und aus. Besonders gern gesehen war der Direktor der Pariser Sternwarte, Parapsychologe, Mystiker und Esoteriker Camille Flammarion, mit dem Mucha mindestens einmal wöchentlich seine Lieblingsthemen besprach: die Geheimnisse der außersinnlichen Wahrnehmung und das Wesen des sogenannten automatischen Schreibens. Er war wohlhabend, in Europa und Amerika gefeiert – und dennoch unzufrieden. Er suchte noch immer nach dem Sinn seines künstlerischen Lebens. 1910 kehrte dieser Schöpfer eines einzigartigen Stils nach Prag zurück. Er wollte seinen Traum verwirklichen und seinem Heimatland dienen. Bei seiner Ankunft war er regelrecht schockiert: Fast die gesamte Prager Kulturszene lehnte sein Angebot ab, sich an der Ausgestaltung des Repräsentantenhauses zu beteiligen. Sein einzigartiges Talent war in Böhmen ein Hindernis. Doch Mucha setzte sich unbeirrt durch und präsentierte sein bedeutendstes Werk im Salon des Bürgermeisters. Sein künstlerischer Triumph, das zwanzigteilige Slawische Epos, wurde für ihn zugleich Sieg und Niederlage, als Josef Čapek, der all die Neider repräsentierte …