Uchazeč – Kubík Lubomír (2025)

Der Reporter und Doktor der Philosophie, Erwin Habr, trifft in einem Wiener Sanatorium auf den betagten Professor Rudolf Kapin, der unter Kriegstraumata leidet. Der todkranke Akademiker ist von einer langjährigen Schuld geplagt, die er beichten und mit der er sprechen möchte. Einst war er Mitglied der Wiener Akademie der bildenden Künste, die den jungen Adolf Hitler zweimal als Studienbewerber abgelehnt hatte.

Gleichzeitig beobachten wir die Phase, in der Hitler seine Macht festigt und rassistische und andere Säuberungen beginnen. Die Schuldfrage gewinnt an Bedeutung und verknüpft sich mit der paranoiden Angst mancher Akademiker vor der Rache des „Bewerbers“. Andere hingegen bleiben gelassen und gehen von der Dankbarkeit des „Führers“ aus, als ob eine Ablehnung Hitlers seinen politischen Aufstieg verhindert hätte, wäre er an der Universität aufgenommen worden.

Vor dem Hintergrund eines historischen Kontextes entfaltet sich eine psychologische Geschichte, die das ewige Thema von Schuld und Strafe behandelt. Der Autor untersucht, inwieweit ein Mensch für die indirekten Folgen seines Handelns verantwortlich ist, und bietet anhand seiner Figuren verschiedene Lösungsansätze für dieses Dilemma. All dies ist eingebettet in eine kraftvolle, originelle und fesselnde Erzählung, durchsetzt mit nachdenklichen Passagen über die Menschheit sowie den Einfluss der Kunst auf den Lauf der Geschichte und die menschliche Gesellschaft.