Tisíc lodí - Hrdinky Tróje – Haynes Natalie (2024)

Griechische Mythen, zusammen mit Homers Epen Ilias und Odyssee, bilden zweifellos das Fundament der euroamerikanischen Kultur, und wir haben uns daran gewöhnt, ihre großen Figuren durch ein vereinfachtes Schema ihrer charakteristischen Eigenschaften wahrzunehmen: den listigen Odysseus, den tapferen Achilles, die treue Penelope. ***** Natalie Haynes gab sich mit dieser Sichtweise nicht zufrieden und bietet in ihrem Buch „A Thousand Ships“ eine wesentlich differenziertere Perspektive. Ihre Heldinnen sind nicht die jahrhundertealten, gefeierten Krieger, sondern ihre Frauen, Töchter und Mütter, deren Leben vom Krieg in gleichem Maße geprägt wurde. ***** Zweitausend Jahre alte Geschichten von Tapferkeit, Verrat und Rache verleihen den zivilen Opfern des Trojanischen Krieges in der Nacherzählung der Autorin eine Stimme. Vor allem aber lassen sie uns diese Figuren als lebendige Wesen mit starken Gefühlen näherkommen: eitle Göttinnen, die um einen goldenen Apfel streiten, Penelopes wachsende Verärgerung über die Abwesenheit ihres Mannes, Kassandras resignierte Frustration, deren Prophezeiungen niemand glaubt, obwohl sie sich stets erfüllen. ***** In ihrem Buch schöpft die Autorin nicht nur aus Homer, sondern auch aus vielen weniger bekannten überlieferten Texten. Dennoch wirkt ihre Nacherzählung keineswegs feierlich oder steif – alle Charaktere und ihre Beweggründe sind sehr zeitgemäß, glaubwürdig und vor allem wunderbar unterhaltsam.