Křivda – Jun Martin (2024)

Erzähler Arne trifft Daniela in einem Restaurant. Als Dokumentarfilmer ist er fasziniert von der Geschichte ihrer verstorbenen Großmutter Jitka. Sie gehörte zu den sogenannten „versteckten Kindern“, die den Krieg in Isolation überlebten, oft dank der Hilfe von Wohltätern, die ihr eigenes Leben riskierten. Doch ihre „Wohltäter“ missbrauchten sie, und nach dem Krieg musste sie feststellen, dass sie ihre gesamte Familie verloren hatte. Die erlittenen Traumata wirkten sich nicht nur auf ihr eigenes Leben aus, sondern auch auf das ihrer Kinder und ihrer Enkelin Daniela – ein Phänomen, das als transgenerationale Traumaübertragung bekannt ist. Arne begibt sich auf die Suche nach den tragischen Schicksalen der Familie, zunächst mit der vagen Absicht, seinen Traumdokumentarfilm zu drehen. Doch er entdeckt, dass nicht alles so war, wie Großmutter Jitka es zu Hause erzählt hatte. Plötzlich tauchen viel dringlichere Fragen auf: Warum versuchte sie, ihre Geschichte selbst vor ihren Liebsten umzuschreiben, und was bedeutet das für sie? Und wie lässt sich das verworrene Lügennetz entwirren, in das mehr Menschen verstrickt sind als erwartet? Über den Autor: Martin Jun (geb. 1976) machte sich mit seinem Debütstück „Life Sentence“ (2014) einen Namen, einem formal anspruchsvollen Theaterstück, in dem „kein einziges Wort ernst gemeint ist“. Sein zweiter Roman „Meteorit mit Stammbaum“ (2019), der das Leben eines mittelböhmischen Dorfes schildert, das von Katastrophen biblischen Ausmaßes heimgesucht wird, wurde positiv aufgenommen…