Za tajemstvím pohádek – Bettelheim Bruno (2017)

Warum und wie man Märchen in der heutigen Zeit lesen sollte. Bis heute gilt das hochgeschätzte Werk des amerikanischen Psychoanalytikers österreichischer Herkunft, Bruno Bettelheim, als sein Buch „Die Kraft der Verzauberung“. Darin argumentiert er, dass es für Kinder unerlässlich ist, frühzeitig mit der Welt der klassischen Märchen in Berührung zu kommen. Märchen ermöglichen es dem Unbewussten eines Kindes, sich in bewussten Fantasien zu manifestieren, durch die das Kind lernt, mit den Schwierigkeiten des Lebens umzugehen und ihm nach und nach Sinn zu verleihen. Der Held, der oft anfangs töricht oder hilflos erscheint, symbolisiert das unreife Selbst, das nach Glück strebt, während der Gegenspieler, der schließlich seine verdiente Strafe erhält, die bösen Impulse repräsentiert, mit denen das Kind umzugehen lernt. Daher ist es akzeptabel, dass klassische Märchen manchmal grausam sind, doch die Geschichte, die dem Kind nützt, sollte auch ein gutes Ende nehmen und ihm so Hoffnung geben. Der zweite Teil des Buches bietet Analysen und Interpretationen zahlreicher Märchen, darunter Hänsel und Gretel, Schneewittchen, Dornröschen, Aschenputtel, Rotkäppchen und Goldlöckchen und die drei Bären. Der Autor verwendet in seiner Abhandlung klassische psychoanalytische Terminologie, doch der Text ist gut lesbar und verständlich. Nachwort von Lucie Lucká.