Muži pod ochranou – Merle Robert (2017)

Merles Vision der nahen Zukunft ist gleichermaßen schockierend wie faszinierend: Eine Frauenregierung, ein seit der Antike bis in die Gegenwart wiederkehrendes Motiv, findet sich in Mythologie und Science-Fiction wieder. Merle verortet es jedoch erstmals in einer völlig neuen und ungewöhnlichen Konstellation, eingebettet in eine sehr spezifische geografische und historische Realität. Der Romanheld Martinelli erlebt die Frauenherrschaft am eigenen Leib und entkommt nur knapp dem Tod. Dennoch wollte die Autorin kein antifeministisches Werk verfassen und hat es auch nicht getan. Frauen verkörpern lediglich die Gefahren, die die Menschheit seit jeher bedrohen. In den USA bricht eine seltsame Enzephalitis aus, die ausschließlich Männer befällt und ihnen, sollten sie überleben, die Wahl lässt: Kastration oder Verfolgung jeglicher Art. Martinelli ist Arzt und arbeitet an einem Impfstoffserum. Er lebt mit anderen Experten in einem Forschungsinstitut, das einem Konzentrationslager gleicht, und ist einer der wenigen Männer unter Schutz in einem Staat, in dem Frauen die Regierung übernommen und einen männerfeindlichen Rassismus etabliert haben. Nach einer Reihe von Ereignissen, die die Autorin mit angemessener Anschaulichkeit schildert, in einer Gesellschaft, die zwar immer noch von Frauen dominiert wird, aber nicht mehr von männerfeindlichem Rassismus geprägt ist, beginnt ein neues Leben in einer auf den Kopf gestellten offiziellen Polygamie, in der die Autorin bereits die Möglichkeit spürt, Beziehungen auf der Grundlage von Liebe neu zu gestalten,…