Plachetnice na vinětách - CDmp3 (Čte Vanda Hybnerová)

Sie steckte in ihrer Geschichte fest und schämte sich dafür; sie wollte sie niemandem erzählen. „Interessiert eine Frau in meinem Alter überhaupt noch jemanden?“, fragt sich die 47-jährige Literaturdozentin Marie immer wieder, die sich aus wirtschaftlichen Gründen zurückgezogen hat. Eine banale Tragikomödie hat sie eingeholt, eine, über die sie als Expertin schon tausendmal gelesen und referiert hat. Doch nach dem Verrat ihres Mannes und dem Weggang ihrer erwachsenen Tochter erlebt sie dieses Klischee nun am eigenen Leib. Als sie im Sommer nach Krumlov zurückkehrt, um ihren kranken Eltern beizustehen und sich mit ihrer still-aggressiven Schwester zu versöhnen, versucht sie auf dieser Suche nach Antworten auf die Frage nach den Gründen für ihre Entwurzelung und Entfremdung. Doch wem kann sie sich hier anvertrauen, wenn ihre Altersgenossen vom Land sich wie die Wüteriche Stroupežnickýs benehmen, die Donner und Blitz auf den Eindringling aus Prag herabrufen, und der belesene Junge aus der Krumlover Buchhandlung verzweifelt jung ist? Der psychologische Roman eines gefragten tschechischen Autors, ähnlich der Klage von Rybí krev, zeigt subtiles Mitgefühl für eine Frau in der Krise. Mit einem leichten Sommerton verbirgt Jiří Hájíček ein anhaltendes Interesse an den Traumata seiner Heimatregion und fügt ein ernstes Thema hinzu, das schon viele Klassiker der Weltliteratur beschäftigt hat: Wie gelingt ein Neuanfang, wenn eine radikale Kehrtwende unmöglich ist?